Tunnelblicke 2015 war das zweite Projekt, im Rahmen des langfristig angelegten Projektes Mobile Denkfabrik. Der städtebauliche Masterplans von Mönchengladbach empfiehlt die Inszenierungen von bestehenden Bahnunterführungen. Meist sind die Unterführungen dunkel und verbarrikadieren den Blick auf das, wie es hinter der Unterführung weitergeht. Wie diese städtebauliche Zäsur durch eine interessante Gestaltung aufgehoben werden kann, hat die Mobile Denkfabrik im Auftrag des Vereins untersucht. Die Oberflächengestaltung der Bahnunterführungen soll unter anderem dazu beitragen, die gestalterische Qualität des Stadtbildes zu steigern – ohne dabei in die Bausubstanz einzugreifen. SOUND der Hochschule Niederrhein wurde damit beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Verein MG3.0_Masterplan Mönchengladbach e.V. sowie dem Fachbereich Stadtplanung der Stadtverwaltung Mönchengladbach prototypisch jeweils einen Entwurf für drei unterschiedliche Bahnunterführungen zu erarbeiten. Alle drei Entwürfe sollten dabei die unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen.
An der Landwehr – Kontraste setzen Der Hauptgedanke ist es, das Grün in der Umgebung zu betonen. Die beiden Fronten der Brücke sollen deswegen in einem starken farblichen Kontrast zu dem Umgebungsgrün gesetzt werden. Durch das Setzen eines Kontrastes wird auch automatisch das Grün deutlicher hervorgehoben. Aus der Ferne sollte die Front als farbiger Block wahrgenommen werden. Je mehr sich der Brücke genähert wird, sollen jedoch die unterschiedlichen Farbnuancen die Blockwirkung auflockern und Ornamente das Thema „Natur und Blätterdach“ aufgreifen.
Die Beleuchtung an der Unterführung übernimmt zwei Funktionen. Zum einen soll das Umgebungsgrün hinter der Unterführung illuminiert werden, um eine Anziehung der Grünanlagen zu erzielen. Gleichzeitig wird dadurch dem Weg, der bislang als dunkler Angstraum wahrgenommen werden kann seine Dunkelheit genommen. Unter der Brücke soll indirektes Licht die Illustration des Brückenhimmels erahnen lassen.
Im Gegensatz zur Front wird der Himmel der Brücke nicht aus der Ferne betrachtet, sondern aus der Nähe und deswegen vom Betrachter detailliert wahrgenommen. Aus diesem Grund wird die Oberfläche des Himmels illustrativ gestaltet und erhält einen wesentlich kleinteiligeren Charakter. Die illustrierende Grafik nutzt die bestehende Oberfläche und deren Betonoptik. Hierdurch wird eine für die Umgebung unangemessene „hochglanz“ Gestaltung umgangen. Durch die Anmutung eines abstrakten Blätterdaches wird die Geschichte vom Ort im Grünen weitererzählt.
Wickrather Straße – Anstelle einer einzelnen werden am Standort Wickrather Straße drei aufeinander folgende Unterführungen untersucht und als eine zusammenhängende Kette betrachtet. Die drei Unterführungen stehen an der Wickrather Straße, Tippweg und Eisenbahnstraße. Ausgehend von einer stark befahrenen Ausfallstraße erstreckt sich die dreigliedrige Kette hin zu einem Gewerbegebiet und mündet an einem Wohngebiet.
Bismarckstraße – Die Unterführung an der Bismarckstraße liegt in der Innenstadt und wird hochfrequentiert. Vergleichbar mit der Unterführung an der Wickrather Straße ist der Baukörper von einer Stahlkonstruktion und Mauerwerk aus Naturstein geprägt.